Überwältigender Auftakt zur Rudi Pietsch Trilogie "Der Himmel voller Geigen" auf Schloss Goldegg

erstellt am 18.10.2022
Volksliedwerk

 

Von 14.–16. Oktober verschmolzen in Goldegg Sessions, Konzerte, wissenschaftliche Vorträge, Buch- und Instrumentenschätze, Theorie und Praxis, Tanz, Jodler und Gesang zu einer kraftvollen Einheit im Gedenken an den prägenden Musikanten, Lehrer und Forscher Dr. Rudolf/Rudi Pietsch (1951–2020). 

Oder, wie Hedwig Kainberger es in den Salzburger Nachrichten ausdrückte: 

„Rudi Pietsch geigt nicht mehr auf. Doch war es, als wäre er am Wochenende im Schloss Goldegg lebendig gewesen. Scharf, witzig und mit einer Rasanz, die eine Dringlichkeit zum Bersten bringt, eröffneten die von ihm gegründeten Tanzgeiger ein intensives Symposium.“ (>> vollständiger Bericht)


Während die Teilnehmenden der Geigen.Werkstatt am Freitagnachmittag ihre ersten Unterweisungen und Impulse erhielten, tagten die Archivleiter*innen der Österreichischen Volksliedwerke im Hofstall, um technische Neuerungen und aktualisierte Regelwerke für die Katalogisierung der musikalischen Volkskultur Österreichs ausführlich zu besprechen. Die ersten Interessierten, Tagungsgäste und potentiellen Konzertbesucher trieb es schließlich in den Schlosshof an den Empfangstisch des Salzburger Volksliedwerkes – kurze Zeit später spielten die Tanzgeiger im Kemenatensaal virtuos auf und boten einen ebenso ganzvollen wie furiosen Auftakt für die Rudi Pietsch Trilogie Der Himmel voller Geigen auf Schloss Goldegg.  

Der Samstag war zunächst geprägt von biografischen und wissenschaftlichen Vorträgen – Dr. Rudolf/Rudi Pietsch wurde als Freund, Kollege, Reisender zwischen Kontinenten und musikalischen Welten, Forscher, Vermittler, Ermöglicher und Musikant eingehend beleuchtet. Musikalische Verortungen mit vielerlei musikalischen Eindrücken vom Iran über Bosnien und den salzburgischen Pongau bis in die Wiener Vorstadt zeigten einen kleinen Ausschnitt von Rudi Pietschs weitreichendem, welt- und klangoffenem Netzwerk an ehemaligen Mitmusiker*innen und Kolleg*innen. Den Abend prägten frühere Mitmusikant*innen und die von Rudi Pietsch gegründeten Tanzgeiger in älteren Besetzungen als Old Pietsch Boys and Girls. Der konzertante Teil mündete in eine bunte Session, die bis ins Wirtshaus fortgeführt wurde und erst in den frühen Morgenstunden zu Ende ging.

Zur sonntäglichen Matinee wurden vielerlei musikalische Kostbarkeiten geboten – Schubert-Klänge, intime Geigenjodler und bosnische Lieder bildeten den Spannungsbogen, der schließlich in die Uraufführung des von Matteo Haitzmann komponierten und der ehemaligen Salzburger Volksliedwerksvorsitzenden Roswitha Meikl (1954–2021) gewidmeten Stücks Rota mündete.

Stets impulsive, virtuose und mitreißende Begleiterinnen fand die vielschichtige Veranstaltung im jungen Streicher-Kollektiv Messis Cellogruppe aus dem Bregenzerwald, das die einzelnen Themenfelder musikalisch einleitete, nicht zuletzt mit Carl Michael Zierers namensgebendem Walzer Der Himmel voller Geigen, in Vorarlberg besser mit dem deftigen Text „Hudri schöane Marie“ bekannt. Als Leiterin der Messis beeindruckte Evelyn Fink-Mennel, die auch die Rolle der Moderatorin und des Chair für die wissenschaftlichen Vorträge übernahm und gemeinsam mit Kulturvermittler Norbert Hauer und Volksliedwerk-Vorsitzender Anni Haitzmann den roten Faden bis zum Ausklang bei der Agape im Schlosshof in der Hand behielt, spontane musikalische, sängerische und jodelnde Einwürfe inbegriffen.     

(Wolfgang Dreier-Andres)

 

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