12. Mariazeller Sänger- und Musikantenwallfahrt

erstellt am 03.10.2022
Volksliedwerk


Fr. 30. September bis So. 2. Oktober 2022
Text: Gerald Riedler

Eine frohgestimmte Pilgerschar (36 Damen/12 Herren) aus Salzburg und Oberösterreich hat sich frühmorgens zum Reisesegen durch Pater Dr. Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter, beim Salzburger Gasthof „Zur Hölle“ zusammengefunden, um die vom Salzburger Volksliedwerk durch Elisabeth Radauer und Anni Haitzmann organisierte Fahrt nach Mariazell anzutreten.
Gemeinsam mit Kathi Hetz haben sie ein „stimmiges“ Liederheft zusammengestellt.
Durch das Salzach- und Ennstal ging es mit Firma Bacher, St. Michael/Lg. in rascher Fahrt nach Admont zum Benediktinerstift, das von Salzburg aus begründet wurde. Dort stand die Besichtigung der 1760 fertiggestellten räumlich größten Klosterbibliothek der Welt mit Deckenfresken von Bartolomeo Altomonte (Hohenberg) und Schnitzwerken des Thaddäus Stammel auf dem Programm, zusammen mit den weiteren Kunst- und Naturwissenschaftlichen Kunstsammlungen. Zuvor war dort sogar auch noch ein Cafehausbesuch möglich.
In Großreifling speisten wir zu Mittag, dann ging es durch das Salzatal nach Mariazell, wo wir im Hotel „Drei Hasen“ einquartiert wurden.
Die Begrüßungsandacht in der Basilika um 17.00 Uhr zeigte uns das Gnadenbild in dem vor vier Jahren von den Wallfahrtsteilnehmern gestifteten Kleid. Die diesmalige Gabe der Wallfahrer war eine Votivkerze mit Unterstützung der Lebzelter- und Wachszieherfamilie Pirker (mit Salzburger Filiale auch am Universitätsplatz), auf der sich mit aktuellem Bezug ein Band emporwindet, das sich von Stacheldraht zu Blumen und Musiknoten wandelt. Vor vollen Kirchenbänken freute sich Hans Martschin (83), Geigenmusikant und ehemaliger Sparkassendirektor von Mariazell, der vor 48 Jahren mit Wastl Fanderl, dem höchstverdienstvollen oberbayerischen Volksmusikpfleger, die Idee zu dieser speziellen Wallfahrt hatte, dass wieder so viele, vor allem auch junge Sänger und Musikanten den Weg nach Mariazell gefunden haben. Auch der Mariazeller Superior Pater Michael Staberl OSB, ein St. Lambrechter Konventuale, die nach einer Kremsmünsterer Interimszeit von 1966 bis 1992, seither ihre Gründungswallfahrt wieder selbst betreuen, begrüßte uns herzlich und voll Freude. Gedacht wurde der langjährigen Schirmherrin Heidi Gräfin Castell-Castell
(Salzburg/Hochburg) und Prof. Mag. Dr. Rudolf Pietsch (Krems/Wien), dem unvergessenen Tanzgeiger und Volksmusikforscher und Roswitha Meikl (Abersee/Salzburg), der Präsidentin des Salzburger Volksliedwerkes, alles langjährige Teilnehmer, die viel zu früh verstorben sind.
Es folgte um 19.00 Uhr das Symposium „Führe uns in der Versuchung“, bei dem Norbert Hauer die geistlichen und weltlichen Podiumsteilnehmer moderierte. Für Salzburg war der Abtenauer Skirennläufer, Unternehmer und Jerusalem Pilger David Zwilling dabei. Die Podiumsteilnehmer erzählten von ihren Lebens- und Gotteserfahrungen und konnten so den Wallfahrtsteilnehmern manche bedeutsame Erkenntnisse für den eigenen Glaubens- und Lebensweg vermitteln. Themenvorschläge für das nächstfolgende Symposium werden gerne entgegen genommen.
Ab 21.00 Uhr begannen in fünf Gaststätten die Musikantenstammtische mit insgesamt über 30 Musikgruppen und Sängern und dauerten bis in den frühen Morgen. Zu hören waren hochkarätige Gruppen wie Die Tanzgeiger, die Basstrompeten Musi (Weststeiermark), die Citoller Tanzgeiger, die Mostbradl-Musi, das Härtel-Quintett, die Puchwieser Sänger, Peter Windhofer und Freunde und viele weitere.
Das offizielle Programm am Samstag begann um 10.00 Uhr im Raiffeisensaal mit einer Jodler Singstunde mit Inge und Sohn Vinzenz Härtel, aufgelockert durch Musikeinlagen. 

Wie sich eine richtige Fußwallfahrt anfühlt, konnte nach einem Bustransfer nach St. Sebastian vom Norden her das letzte zwei Stunden Stück des großen Pilgerweges von Wien/Niederösterreich, erprobt werden. Erzabt Korbinian hielt an drei Stationen Andacht mit geistlichen Impulsen. Dabei war  uns auch das Wetter gnädig. Von der Stadtmusikkapelle Mariazell festlich empfangen, die uns anschließend auf dem Weg durch Mariazell voranschritt und auch das Wallfahrerlied intonierte, zogen wir durch das Hauptportal in die Basilika ein zur volksmusikalisch umrahmten Andacht vor dem Gnadenbild. Nach dem Abendessen erfolgte die Lichterprozession bei Wechselgesang - Regen bedingt - im Inneren der Basilika.
Von 20.30 Uhr bis 2 Uhr früh waren – präsentiert von der Familie Kaufhaus und Likörfabrikant Cajetan Arzberger - als gelungene Parallelveranstaltungen angesetzt:  eine Lange Nacht der Andacht beim Gnadenaltar in der Basilika und ein Tanzfest im großen Pfarrsaal und Musikanten Begegnungen in einem Nebensaal. Bei den  stündlich wechselnden Gruppen kamen Volkstänzer und Zuhörer auf ihre Rechnung.
Die Lange Andachtsnacht war eine gute Gelegenheit für die teilnehmenden Gruppen sich mit passenden Beiträgen einzubringen. Salzburg beteiligte sich um 21.00 Uhr mit einem halbstündigen Programm aus Gesang und Musik.
Dem Moderator Norbert Hauer gelang es wunderbar die Gruppen zu motivieren und damit ein spontan gestaltetes durchgehendes Programm in der Kirche zu ermöglichen. Der kurze Weg zwischen beiden Orten ermöglichte ein Schnuppern und Impulse dort und da und wurde sehr gut angenommen.
Der Sonntag brachte zum Abschluss den Festgottesdienst mit Erzabt Korbinian in Konzelebration mit den geistlichen Wallfahrtsbegleitern Superior Michael OSB, Pater Alois Mühlbachler OSB
(Steinerkirchen a. d. Traun/ Kremsmünster), Pater Maximilian OSB (Göttweig) und einem sangesfreudiger Kärntner Prämonstratenserpater aus Stift Wilten (Innsbruck) beim Hochaltar Fischer von Erlachs in der Wallfahrtsbasilika. An der Orgel brillierte wie schon mehrmals in diesen Tagen Pater Ewald Donhoffer aus Stift Aigen/Schlägl, der Leiter des Linzer Kirchenmusikreferates.
Die Rückfahrt führte uns vom Mariazeller Land durchs niederöstereichische Mostviertel auf der A1 nach Salzburg, wo zum Abschluss auch noch  ein ordentlicher Regenguss auf uns wartete. Insgesamt eine erfolgreiche Veranstaltung für die mehreren Hundert Teilnehmer aus ganz Österreich, Bayern und der Slowakei.
Wer jetzt Lust bekommen hat, kann  bereits in zwei Jahren an einem Sänger- und Musikantentreffen zum 50-Jahr Jubiläum in Mariazell teilnehmen. Die nächste große Wallfahrt gibt es dann wieder 2026, wie uns die beiden organisatorischen Leiter der überaus gelungenen Wallfahrtstage Vinzenz Härtel und Andreas Schwaiger angekündigt haben.

 

 

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