„Folk und Volksmusik“ retrospektiv

Positionen von Volksmusik (in Salzburg) beim Symposion 1989 aus heutiger Sicht

Ein 1989 auf Schloss Goldegg veranstaltetes Symposion trug den Titel Folk und Volksmusik. Kulturverein Schloss Goldegg und Salzburger VolksLiedWerk widmeten sich dabei unterschiedlichsten Musikern, Ensembles und Stilen, die sich auf den ersten Blick gemeinhin unter der Rubrik „Volksmusik“ bzw. „Folk-Music“ versammeln ließen. Ein Blick in die schriftliche Symposionsdokumentation macht jedoch deutlich, dass weder die Schablonen „Volksmusik“ und „Folk-Music“ tatsächlich allen musikalischen Ausprägungen gerecht wurden, noch unter den geladenen Musikern ein Konsens darüber bestand, was denn nun als Volksmusik oder Folk zu verorten sei, und was nicht.
Diese Spannungsfelder und offenen Fragen haben uns bewogen, zwei Teilnehmer des Symposions 1989 einzuladen, die damals jeweils unterschiedliche Standpunkte vertreten haben bzw. einerseits der „Volksmusik“ (Harald Dengg), andererseits dem „Folk“ (Ernst Huber) zugeordnet wurden. Beide haben die Einladung zum Anlass genommen, ihre damaligen Standpunkte aus heutiger Sicht zu reflektieren bzw. auch Aspekte herauszugreifen, die ihren gegenwärtigen Umgang mit dem, was landläufig als Volksmusik bezeichnet wird, besonders prägen. 

Harald Dengg

Prof. Harald Dengg wurde 1940 in Mauterndorf (Lungau) in eine hochmusikalische Familie hineingeboren, Großvater Otto Dengg etwa war einer der umtriebigsten Volksliedsammler, die Salzburg je hervorgebracht hatte. Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt trat er 1959 seinen ersten Dienstposten als Volksschullehrer in Saalfelden an, wo er sich von Anfang an für die Volkskultur engagierte – von der Gründung diverser Gesangs- und Instrumentalmusikgruppen bis hin zum Adventsingen mit zwei Mal 500 Besuchern. 1968 wechselte er als Lehrer in die Landeshauptstadt Salzburg und übernahm hier den Salzburger Volksliedchor, 1972 wurde ihm das Bischofshofener Amselsingen übertragen. Als Gitarrist musizierte er in den 1970er-Jahren gemeinsam mit Franzi Schwab und Helmut Voithofer in der Stoabergmusi. 1974 wurde er Geschäftsführer des neu gegründeten Salzburger VolksLiedWerkes. Im selben Jahr gab er den Lehrerberuf auf, da ihm aufgrund seines vielfältigen Engagements die Leitung der Salzburger Heimatpflege (heute Referat Salzburger Volkskultur und Erhaltung des kulturellen Erbes, sowie Forum Salzburger Volkskultur) übertragen. Bis zur Pensionierung 1999 betrieb er einen regen Ausbau der Salzburger Volkskultur in inhaltlicher und personeller Hinsicht.
Bis heute zahlreiche Initiativen rund um Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Brauch, Herausgabe von Liederbüchern, Autor von Fachartikeln, Träger zahlreicher Auszeichnungen, u.a. Volksmusik-Ehrenzeichen in Gold (1980), Verdienstzeichen des Landes Salzburg (1990), Tobi-Reiser-Preis (2007), Walther von der Vogelweide-Medaille (2010).

Ernst Huber

Geboren 1957, studierte Medizin in Graz und arbeitet seit 20 Jahren als Landarzt in Weißenbach an der Enns. Lebt in St. Gallen im Gesäuse, verheiratet, drei Söhne.
Texter, Sänger, Gitarrist, Harmonikaspieler, Schwegelpfeifer u. v. m., Mitbegründer von Broadlahn.
Interessensgebiete: Zusammenhänge von Gesang, Musik und Leben (im Sinne von Ethnomusikologie und Musiksoziologie), Natur und Landwirtschaft im engeren und weiteren Sinn, sowie damit verbundene Literatur (u.a. Franz Michael Felder: „Ich will der Wahrheitsgeiger sein“. Ein Leben in Briefen, Peter Rosseggers Zeitschrift Heimgarten, Maja Haderlap: Engel des Vergessens). Textliche und literarische Vorbilder: John Berger, William Carlos Williams, Lars Gustafsson.
www.broadlahn.at