Anton Diabelli und die Salzburger Volksmusik

Als im Jahr 1816 die Reste des ehemaligen Fürsterzbistums Salzburg endgültig der Habsburger-Monarchie eingegliedert wurden, war der gebürtige Mattseer Anton Diabelli bereits seit gut zehn Jahren in der Reichshauptstadt Wien ansässig und stand kurz vor der Gründung seines ersten eigenen Musikverlags. Während Salzburg eine Zeit des Niedergangs erlebte, baute sich Diabelli in Wien als Verleger-Komponist ein gutbürgerliches Leben auf und erwarb sogar den Titel des „k.k. Hof- u. priv. Kunst- u. Musikalienhändlers“.
In der Salzburger Provinz geboren und im Kapellhaus der Stadt von Michael Haydn ausbildet, nutzte Diabelli seine ausgezeichnete musikalische Erziehung zeitlebens vor allem, um seine eigenen Kompositionen und tausende Arrangements zeitgenössischer Komponisten zu verlegen. Dabei ist – wie zumindest Leopold Kantner 1958 bemerkte – besonders in seinen kirchenmusikalischen Kompositionen ein tiefe „[...] Verbundenheit mit dem alpinen Raum bemerkbar, die seinen Werken jenes volkstümliche Gepräge gab, das viel zu seiner Popularität im edlen Sinne des Wortes beitrug.“
In diesem Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern in den Kompositionen und Arrangements eines aufstrebenden Vertreters des Wiener Bürgertums tatsächlich Schichten und Rezeptionsfelder der Salzburger Volksmusik aufspürbar sind und ob und wie diese „Anklänge“ durch die Popularität von Diabellis Drucken auf die Salzburger Volksmusik des 19. Jahrhunderts zurückwirkten.
 

Irene Holzer

Irene Holzer studierte Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Salzburg und promovierte 2010 ebendort mit einer Studie über Adrian Willaerts Messkompositionen. 2006 legte sie eine revidierte Fassung des Werkverzeichnisses von Anton Diabelli vor, 2012 eine Edition von zwei mittelalterlichen Salzburger Rupertus-Offizien. Seit 2013 arbeitet Holzer im interdisziplinären NCCR eikones an der Universität Basel und vertritt seit 2016 die Professur für ältere Musikgeschichte am Musikwissenschaftlichen Seminar in Basel.