Am Ende des Erzstiftes

Von den Geburtswehen des Volksliedes und der instrumentalen Volksmusik in Salzburg

Dass sich Lorenz Hübner in seiner Beschreibung des Erzstiftes und Reichsfürstenthums Salzburg, einer 1796 im Sinne des fürsterzbischöflichen Landesherrn verfassten topographischen Schrift, dem Volkslied in erstaunlicher Breite widmet, ist hinlänglich bekannt. Oft ist aus seinen äußerst informativen Mitteilungen ausführlich zitiert worden. Ergänzt werden sie durch einen, wenn auch letztlich schmalen Fundus, der in der 1819 seitens der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ausgeschriebenen Volksmusiksammlung (der sog. „Sonnleithner-Sammlung“) aus Salzburg überliefert ist. Auch dass sich im Gefolge administrativer Veränderungen im kurzlebigen Kurfürstentum (1803‒1805) sog. „Spielmannslisten“ erhalten haben, die zuweilen Auskunft über die zum Aufspielen bei Tänzen verwendeten Musikinstrumente bieten, wird hin und wieder erwähnt. Doch diese Quellen muten wie Seifenblasen an – nahezu aus dem Nichts tauchen sie auf, und sie finden unmittelbar keine Fortsetzung. Mit meinen Ausführungen möchte ich nunmehr versuchen, den weiten Spielraum der Spekulation, der sich angesichts der geschilderten Ausgangslage ergibt, ein wenig einzuengen und aus peripheren Nachrichten Rückschlüsse auf eine Zeit zu ziehen, in der in Salzburg – wie auch anderwärts – ein Begriff von „Volksmusik“ erschlossen und teils anhand praktischer Beispiele verankert wurde.
 

Thomas Hochradner

ao. Univ.-Prof. Dr., geboren 1963, Dozent für Historische Musikwissenschaft an der Universität Mozarteum Salzburg, seit Oktober 2014 Leiter des Departments für Musikwissenschaft, zugleich des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte, sowie Mitglied des Instituts für Musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte (Mitbegründer und erster Leiter 2006–2011). Conference Chair der 16th Biennial International Conference on Baroque Music (Universität Mozarteum Salzburg, 9.–13. Juli 2014). Lehrveranstaltungen und Publikationen zur Musikgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkten in den Bereichen Musikphilologie, Barockmusik, Kirchenmusik, Rezeptionsgeschichte, Salzburger Musikgeschichte und Volksmusikforschung.