Gemeinsam vor dem Grenzübergang – Zur musikalischen und wissenschaftlichen Weltanschauung von Rudolf Pietsch

Es war schon prophetisch, dass Rudi Pietsch und ich uns im Grenzgebiet zum ersten Mal kennenlernten, 1987 in Südtirol. Von vornherein verbanden uns gemeinsame Interessen, wie etwa Rudis Forschungen bei den Burgenländern in den USA und meine Studien der mitteleuropäischen Einwanderer im amerikanischen Mittleren Westen. Gemeinsam waren wir auf Forschungsreisen in den USA, in Osteuropa, in England und in Österreich, sogar im Land Salzburg. Da Rudi Pietsch ein legendärer Lehrer war, haben wir ihn 2010 als Fulbright Gastprofessor an die University of Chicago berufen. Auch als Musiker haben wir beide neue Grenzen überschritten – Rudi als Primas der Tanzgeiger, ich als Künstlerischer Leiter der New Budapest Orpheum Society. Das letzte Mal „gemeinsam vor dem Grenzübergang“ schrieben wir den Aufsatz „Haydns Burgenland“ für die renommierte Cambridge Haydn Encyclopedia. Wer könnte dieses Grenzgebiet intimer verstehen als Rudi Pietsch?

Philip V. Bohlman

Prof. Dr. Philip V. Bohlman, Ph.D., Dr. h.c., FBA lehrt u.a. an der Universität von Chicago und ist Künstlerischer Leiter der New Budapest Orpheum Society. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Musik ethnischer und religiöser Minderheiten, Musik im Rahmen des Kolonialismus, des Nationalismus und des Rassismus, sowie jüdische Musik. Zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge, Gastprofessuren und Auszeichnungen.